Lieber Tierhalter,
seit dem 28.01.22 ist das neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) mit dem Beschluss des Bundestages, vom 24.06.21, in Kraft getreten.
Bei Blutegeln handelt es sich um ein apothekenpflichtiges Fertighumanarzneimittel und eine Blutegeltherapie darf daher, laut §50 Absatz 2 des neuen TAMG’s, nur von Tierärztinnen/Tierärzten durchgeführt werden. Anderen Personen (Tierheilpraktiker- /Physiotherapeuten etc.), die nicht Tierärztinnen oder Tierärzte sind, ist es nur erlaubt eine Blutegeltherapie nach einer tierärztlichen Verschreibung für den betreffenden Fall auszuüben!
Eine Blutegelbehandlung beim Pferd



Die Blutegeltherapie
gehört mit zu den ältesten Heilmethoden bei Menschen und Tieren.
Es gibt eine Vielzahl von Berichten, dass kranke Tiere gezielt Gewässer aufsuchen, um sich dort von Blutegeln beißen zu lassen.
Der Speichel der Blutegel ist ein komplexer Wirkstoffcocktail.
Er wirkt u.a. gerinnungshemmend, durchblutungsfördernd, lymphflussfördernd, schmerzlindernd, entzündungshemmend, thrombenauflösend, antibiotisch etc.
Daraus ergibt sich ein breiter Einsatzbereich:
Akute und Chronische Gelenksentzündung (Arthritis)
Chronisch degenerative Gelenksentzündung (Arthrose)
Hämatom, Prellung, Quetschung
Sehnen- und Sehnenscheidenentzündung (Tendinitis und Tendovaginitis)
Myogelosen
Speziell beim Hund:
Hüftdysplasie
Ellenbogendysplasie
Speziell beim Pferd:
Hufrehe
Ödeme
Phlegmone
Akute Piephacke, Stollbeule
Spat
Schale
Fesselträgerentzündung, Fesselgelenksgallen
Hufrollenentzündung, Entzündung der Strahlbeinbänder
Behandlungsablauf
Vor der Behandlung stelle ich sicher, dass keine Kontraindikationen bei ihrem Tier vorliegen.
Achtung: Bitte setzen sie mich darüber in Kenntnis ob ihr Tier blutverdünnende Medikamente wie Marcumar, Heparin, Warfarin erhält!
Andere blutgerinnungshemmende Medikamenten wie Equipalazone, Rimadyl, Pergolid, Ingwer, Weidenrinde, Mädesüß oder Teufelsfkralle
sollten 3 Tage vor der Behandlung abgesetzt werden.
Ebenso sollten drei Tage vor der Behandlung keine Einreibungen bei Ihrem Tier mit medizinischen Salben oder sonstigen Produkten die ätherische Öle enthalten (z.B. Franzbranntwein, Desinfektionslösung, Parasitenabwehr / Repellents, Fliegenspray) erfolgen, da sie das Beißen des Egels verhindern können.
Die Ansatzstellen werden vorher mit lauwarmen Wasser gereinigt.
Je nach Haarkleid und Beißlust der Egel ist es manchmal sinnvoll, die Ansatzstellen zu rasieren.
In seltenen Fällen kann es notwendig sein, die Ansatzstelle durch Anritzen leicht bluten zu lassen, um die Beißlust des Egels zu erhöhen.
Wie lange dauert eine behandlung?
Für eine Blutegelbehandlung ihres Tieres, sollten sie ca. zwei bis drei Stunden Zeit einplanen.
Das Saugen der Egel dauert im Normalfall ca. 20- 60 Minuten.
In Ausnahmefällen kann der Saugakt, aber auch bis zu 2 Stunden andauern.
Nach dem Abfallen des Blutegels kommt es zu einer Nachblutung die
bei Hunden meist 6-8 Stunden
beim Pferd meist 2-3 Stunden andauert.
Während dieser Zeit sollte das Tier unter Beobachtung stehen, damit es zu keinem übermäßigen Belecken oder Knabbern an den Egelbisswunden kommt. Dies könnte sonst zu Infektionen und einer gestörten Wundheilung führen.
Danach wird die Bissstelle steril abgedeckt um das Eindringen von Schmutz zu verhindern.
Ist das schmerzhaft für mein Tier?
Die Tiere tolerieren im Normalfall die Blutegelbehandlung sehr gut.
Die Bisse werden vom Menschen wie Brennnesselstiche, Mückenstiche oder sogar als völlig schmerzfrei beschrieben.
Mit 3 sternförmig angeordnete Sägeleisten mit jeweils ca. 80 Kalkzähnchen schneiden sich die Blutegel vorsichtig durch die Haut, um zum Ziel der Wünsche - dem Blut - zu gelangen.
Im folgenden Verlauf ist ein leichtes Jucken möglich, ähnlich wie bei einem Mückenstich .
Dies kommt durch histaminähnliche Substanzen im Speichel